Jeder Zahnarzt ist primär bemüht, die Zähne seiner Patienten zu erhalten. Jedoch sind die Möglichkeiten der Zahnerhaltung begrenzt. Ist ein Zahn zu sehr geschädigt, hilft nur noch der Griff zur Zange. Warum Zähne entfernt werden müssen und was dabei vom Patienten zu beachten ist, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.
Inhalt:
Wenn der Zahnarzt Ihnen eröffnet, dass ein Zahn oder gar mehrere Zähne gezogen werden müssen, ist der Schreck oft gross. Der Gedanke an Zahn ziehen ist den meisten Patienten nicht gerade angenehm. Es gibt jedoch vielfältige Gründe, warum eine Zahnentfernung unumgänglich ist. Ausschlaggebend ist, dass alle anderen Möglichkeiten (Zahnerhaltung/Zahnsanierung) ausgeschlossen wurden.
Die Indikationsstellung für die Zahnextraktion ist wichtig. Zähne, die durch Karies soweit zerstört wurden, dass kein Aufbau mehr möglich ist, gehören ebenso zu den Abbruchkandidaten wie stark gelockerte Zähne, die selbst durch eine Parodontitisbehandlung nicht mehr zu stabilisieren sind. Es kann auch vorkommen, dass nach einer Wurzelbehandlung trotz aller Bemühungen des Behandlers Bakterien an der Wurzelspitze zurückbleiben. Wenn selbst die Wurzelspitzenresektion (das operative Abtrennen der entzündeten Wurzelspitze) nicht zu einem Behandlungserfolg geführt hat, bleibt nur die Zahnentfernung.
Ein Zahn muss nicht immer zerstört sein, wenn er entfernt werden muss. Soll eine Chemotherapie durchgeführt werden oder eine Strahlentherapie im Hals-/Kopfbereich im Rahmen einer Tumorbehandlung, muss im Vorfeld eine Zahnsanierung durchgeführt werden. Da die Patienten während und nach der Therapie stark immungeschwächt sind, kann jede Entzündung lebensbedrohlich werden. Daher muss sichergestellt sein, dass sich keine Bakterienherde im Mund- und Kieferbereich befinden. Grössere Zahnbehandlungen müssen vor Therapiebeginn abgeschlossen sein.
Zu dieser Art der Zahnsanierung gehört ebenfalls, Zähne zu entfernen, die verdächtig sind, Bakterien zu beherbergen. Dazu gehören oft Zähne, die im Moment vielleicht keine Probleme bereiten, jedoch röntgenologisch auffällig sind. Sofern eine hundertprozentige Sanierung mit zahnerhaltenden Mitteln nicht gewährleistet ist, bleibt letztendlich nur die Zahnentfernung.
Bei Kindern ist das Zahn ziehen manchmal problematisch. Einfühlsamkeit ist hier besonders wichtig. Bei sehr kleinen Kindern fehlt oft die Behandlungseinsicht. Natürlich sind Eltern gehalten, ihren Kindern vom ersten Zahn an die Zähne zu putzen. Trotzdem kommt es vor, dass kleine Patienten mit kaputten Milchzähnen zum Zahnarzt kommen. Wichtig ist es, den Kindern bildhaft und altersgerecht zu erklären, was passieren wird, selbst wenn der Eingriff in Narkose durchgeführt wird. Hier sind Zahnarzt und Eltern gefragt. Eine gute Vorbereitung des Kindes verhindert eine Traumatisierung und die Entwicklung einer Zahnarztangst.
Sind Kinder etwas älter, kann eine Zahnextraktion notwendig sein, wenn der Kiefer für die bleibenden Zähne zu klein ist und keine Chance besteht, dass alle Zähne ausreichend Platz haben. In diesem Fall ist es notwendig, gesunde Zähne zu entfernen. Eine gute Diagnostik und Platzbedarfsanalyse durch den Kieferorthopäden muss der Zahnentfernung vorausgehen. Meist sind es die ersten kleinen Backenzähne (Prämolaren), die im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung weichen müssen. Oft werden Milchzähne gezogen, um einen gesteuerten Zahndurchbruch zu erzielen. Diese Massnahme wird ebenfalls vom Kieferorthopäden angeordnet.
In jedem Fall ist es wichtig, das Kind in die Behandlung (und dazu gehören auch Vorgespräche) einzubeziehen. Jede Behandlung, die über den Kopf des Kindes hinweg "einfach so" durchgeführt wird, ohne dem jungen Patienten irgendeine Erklärung zu geben, kann dazu führen, dass sich daraus eine Zahnarztangst entwickelt.
Der Weisheitszahn hat eine Sonderstellung im Mund. Die Zeiten, in denen Weisheitszähne grundsätzlich immer entfernt wurden, sind vorbei. Auch hier ist eine klare Indikationsstellung notwendig. Das Zahnziehen in der hintersten Ecke des Mundes ist manchmal kompliziert. Weisheitszähne gehören zu den Zähnen, die im Laufe der Entwicklungsgeschichte überzählig geworden sind. Trotzdem können sie manchmal wichtig sein: Ist zum Beispiel der erste dicke Backenzahn (6-Jahr-Molar) zerstört und muss entfernt werden, kann ein Weisheitszahn mit guter Struktur in die Lücke implantiert werden. Voraussetzung ist die Stabilität des infrage kommenden Weisheitszahns. Eine weitere Möglichkeit ist der kieferorthopädische Lückenschluss. Hier werden der letzte reguläre Backenzahn (7er) und der Weisheitszahn kontrolliert nach vorne in die Lücke bewegt.
Ist ein Weisheitszahn verlagert, wächst schief oder bereitet Probleme, weil er nicht richtig geputzt werden kann, sollte er entfernt werden. Nach abgeschlossener kieferorthopädischer Behandlung ist die Entfernung der Weisheitszähne ebenfalls sinnvoll. Der Behandlungserfolg kann durch einen schiebenden Weisheitszahn leicht zunichtegemacht werden. Ist von vornherein auf dem Röntgenbild ersichtlich, dass ein Weisheitszahn zu wenig Platz hat, ist es besser, ihn zu entfernen, bevor er anfängt, die Zahnreihen zu verschieben.
Die Zahnextraktion wird mit speziellen Instrumenten durchgeführt. Man kann sich den Zahn vorstellen wie einen Baum, der mit den Wurzeln in der Erde verankert ist. Um diesen mit Ballen zu entfernen, muss das Erdreich aufgelockert und der Baum hin und her gewackelt werden, damit sich der Ballen löst. Dasselbe macht der Zahnarzt beim Zahn ziehen: Sobald die Lokalanästhesie ihre volle Wirkung entfaltet hat, löst der Zahnarzt zunächst das Zahnfleisch rund um den Zahn und lockert die Wurzel. Dann wird mit einer Zange der Zahn vorsichtig hin und her bewegt, damit sich das Knochenfach weitet. Bei Zähnen mit rundem Querschnitt wird der Zahn zusätzlich gedreht, damit sich die Fasern des Zahnhalteapparates lösen.
Ist der Zahn gelockert, wird er aus der Alveole (Zahnfach) gezogen. Bei durch Parodontitis (Parodontose) stark gelockerten Zähnen ist Zahn ziehen meist kein Problem. Ist ein Zahn durch Karies tief zerstört, kann es sein, dass die zerstörte Zahnkrone abbricht und nur noch die Wurzeln im Kiefer sitzen. Um diese zu entfernen, gibt es spezielle Wurzelzangen, die zum Einsatz kommen. Manchmal können die Reste mit einem Hebel aus dem Zahnfach gehoben werden.
Ist eine Wurzel zu fest mit dem Kieferknochen verwachsen (impaktiert), muss dieser mit einer Fräse entfernt werden. Das macht zwar unangenehme Geräusche, ist aber bei einer guten Lokalanästhesie nicht schmerzhaft. Bei einer unkomplizierten Zahnextraktion ist es nicht notwendig, die Wunde zu vernähen. Muss Kieferknochen entfernt oder ein Zahn mit ungünstig gespreizten Wurzeln getrennt werden, vernäht der Zahnarzt die Wunde. Die Fäden werden 10 Tage nach dem Eingriff entfernt.
Soll ein Zahn gezogen werden, ist es wichtig, den Zahnarzt über bestehende Allgemeinerkrankungen zu informieren. In einigen Fällen ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Hausarzt/behandelnden Arzt sinnvoll. Patienten mit Herzklappenfehlern oder künstlichen Herzklappen sowie Risikopatienten (Patienten mit Diabetes mellitus, Kunstgelenken, Immunschwäche) müssen vor dem Zahn ziehen ein Antibiotikum einnehmen. Man spricht von antibiotischer Abschirmung. Das bedeutet, dass der Körper vor den Bakterien geschützt wird, die nach dem Zahn ziehen in den Blutkreislauf gelangen und im Körper verteilt werden. Die sogenannte Endokarditisprophylaxe (Antibiotikagabe zur Vorbeugung gegen Herzbeutelentzündung) ist für Risikopatienten lebenswichtig.
Um einer Entzündung vorzubeugen, kann es generell hilfreich sein, etwa eine Woche vor der Zahnextraktion mit der Einnahme eines Arnikapräparates zu beginnen. Arnika unterstützt den Körper bei der Verarbeitung von Entzündungsprozessen und lindert Schwellungen. So können Probleme nach der Zahnentfernung minimiert werden. Zahn ziehen ist für Raucher besonders schlimm. Sie dürfen nach dem Zahn ziehen mindestens einen Tag nicht rauchen!
Mit dem Essen sollte man solange warten, bis die Betäubung nachgelassen hat. Sonst ist die Verletzungsgefahr von Wange. Lippe und Zunge sehr gross. Ausserdem gilt: Alles vermeiden, was den Kopf rot macht. Keine Anstrengungen, kein Sport, keine Sauna, nicht bücken, nicht schwer heben. Der Kopf sollte nachts etwas höher als normal liegen. So kann man unnötige Nachblutungen vermeiden. Lässt die Betäubung nach, fängt die Wunde manchmal wieder an zu bluten. Dann nehmen Sie ein sauberes, gerolltes Stofftaschentuch (kein Papier oder Zellstoff!), legen es quer über die Wunde und pressen die Zähne aufeinander. Sollte die Blutung nicht aufhören, wenden Sie sich an Ihren Zahnarzt.
1. unstillbare Nachblutung
2. jede Schmerzverschlimmerung
3. Eiter im Wundbereich
Bei Fragen rund um das Thema "Zahn ziehen" hilft Ihnen Ihr Zahnarztteam der Zahnarztpraxis Dr. Farspour. Gute Vorbeugung kann helfen, den Zahnverlust zu verhindern.