Das Zahnfleisch (lateinisch Gingiva) umgibt als Teil der Mundschleimhaut den Zahnhals. Die sensible Stelle, an der ein Zahn in den Kieferknochen eintritt, wird von gesundem Zahnfleisch gegen die Mundhöhle abgedichtet und dadurch vor dem Eintritt von Bakterien in den Bereich der Zahnwurzel, des Kieferknochens sowie in den Blutkreislauf geschützt. Zieht sich das Zahnfleisch zurück, entfällt diese Schutzfunktion: Entzündungsbakterien können einwandern und schwerwiegende Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Rheumatoide Arthritis verursachen.
Inhalt:
Für einen Zahnfleischrückgang gibt es mehrere Ursachen, für die alle gilt: Die Behandlung sollte sofort einsetzen, wenn erste Symptome wie leichtes Bluten oder Schwellungen am Zahnfleisch bemerkt werden. Bleibt Zahnfleischschwund unbehandelt, droht früher oder später der Ausfall einzelner oder mehrerer betroffener Zähne. Die schwerwiegenden Folgen betreffen sowohl das ästhetische Erscheinungsbild als auch die Funktion der Zähne beim Essen und bei der Lautbildung. Eine gezielte Zahnfleischbehandlung durch den Zahnarzt sollte durch häusliche Massnahmen unterstützt werden.
1. Eine schlechte Mundhygiene
Mangelnde Gründlichkeit bei der Zahnpflege ist der Hauptauslöser für Zahnfleischschwund. Werden Speisereste nicht regelmässig von den Zahnoberflächen sowie aus den Zahnzwischenräumen entfernt, finden
Bakterien in dem dadurch entstehenden Zahnbelag einen idealen Nährboden, wo sie sich ungehindert vermehren können und damit das Gleichgewicht der Mundflora und die
Widerstandsfähigkeit des Zahnfleischs zerstören.
2. Entzündung
Die zunächst noch weichen bakteriellen Beläge (Plaque) verhärten sich unter dem Einfluss von Speichelbestandteilen zu Zahnstein. Auf dessen rauer Oberfläche haften sich weiterhin Bakterien an, deren Giftstoffe eine Gingivitis
(Zahnfleischentzündung) auslösen können. Wird die Gingivitis nicht behandelt,
entsteht eine Parodontitis (Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates) mit Zahnfleischrückgang, Zahnlockerung und Zahnausfall. In diesem Stadium wird nicht mehr nur das
Gewebe, sondern auch der Kieferknochen zerstört.
3. Zahnfleischrezession
Die Zahnfleischrezession, auch Gingivarezession genannt, hat nicht entzündliche Ursachen. Begünstigt wird sie durch dünnes, empfindliches Zahnfleisch. Eine Zahnfleischrezession kann nur auf einen Zahn begrenzt sein oder bei mehreren Zähnen auftreten.
4. Falsche Putztechnik
Wenn zu einer harten Zahnbürste auch noch die falsche Technik beim Zähne
putzen eingesetzt wird, steigt das Risiko für eine Zahnfleischrezession sowie für freiliegende Zahnhälse. Harte Borsten können das Zahnfleisch verletzten und das Eindringen von Keimen begünstigen. Zähne und Zahnfleisch dürfen keinesfalls in waagerechter Richtung abgeschrubbt werden, sondern sollen mit einer Wischbewegung
im 45°-Winkel von Rot nach Weiss und ohne Druck geputzt werden. Das Zahnfleisch wird dabei massiert und gut durchblutet. Zu starker Druck kann das Zahnfleisch nach oben schieben und freiliegende Zahnhälse begünstigen.
5. Zahnüberlastung
Eine Überlastung der Zähne durch Knirschen oder Pressen
(Bruxismus) überlastet den gesamten Zahnhalteapparat und bewirkt eine
Mangeldurchblutung mit einer möglichen Rückbildung des Zahnfleischs. Auch ein zu starkes Lippen- oder Zungenbändchen oder ein Piercing kann die Ursache für einen
Zahnfleischrückgang sein.
6. Allergien
Prothesen, Zahnbrücken und Zahnkronen können aufgrund einer allergischen Reaktion zu einer Zahnfleischrezession führen. Ein Allergietest schafft hier Klarheit, welches Material nicht vertragen wird. Eine
vollkeramische Arbeit kann dieses Problem lösen beziehungsweise einer Allergie vorbeugen.
7. Schwangerschafts-Gingivitis
Hormonelle Veränderungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten bewirken eine Auflockerung des gesamten Bindegewebes und damit auch der
Mundschleimhaut. Das Zahnfleisch kann dadurch leichter anschwellen und schafft für Bakterien einen leichteren Zugang.
8. Rauchen
Bei Rauchern ist die Durchblutung der Mundschleimhaut vermindert, ein ausreichender Nährstofftransport über die Blutgefässe findet nicht statt. Die sinkende Abwehrkraft macht das Zahnfleisch anfällig für Infektionen, was die Entstehung einer Parodontitis oder einer Periimplantitis fördert.
9. Diabetes mellitus
Ein schlecht eingestellter Diabetes schädigt die Blutgefässe. Der Blutfluss in den kleinen Blutgefässen im Zahnfleisch ist dadurch beeinträchtigt; fehlender Sauerstoff und
zu wenig Nährstoffe schwächen die Abwehrmechanismen gegen eindringende Bakterien. Keime
können sich schnell vermehren und eine Parodontalerkrankung hervorrufen. Häufig ist bei
Diabetikern auch die Speichelproduktion erniedrigt. Die im Speichel gelösten Mineralien reparieren im Normalfall kleine Entkalkungen im Zahnschmelz durch süsse oder saure Lebensmittel. Fehlt der notwendige Speichel, haben kariesauslösende Bakterien leichtes Spiel und können in der Folge zu einem Zahnfleischschwund führen.
10. Systemische Erkrankungen
Krankheiten wie Leukämie oder HIV verursachen aufgrund einer geschwächten Immunabwehr einen Zahnfleischrückgang.
11. Ansteckung
Eine Ansteckung von der Mutter zum Kind oder unter Lebenspartnern kann durch eine Weitergabe der Bakterien beim Küssen oder durch Ablecken des Schnullers entstehen. Auf diese Weise werden Kariesbakterien übertragen, die in der Folge zu Gingivitis oder sogar Parodontitis führen können.
12. Auch Vitamin-C-Mangel, eine Unterernährung, bestimmte Medikamente, Stoffwechselstörungen oder eine genetische Veranlagung können die Ursache für einen Zahnfleischrückgang sein.
Wenn das Zahnfleisch gesund ist, spürt man es nicht. Selbst wenn es schon entzündet ist, verursacht es anfangs nur wenige Beschwerden und kaum Schmerzen. Typisch sind gelegentlich auftretende Blutungen am Zahnfleisch, die beim Zähne putzen durch blutigen Speichel auffallen. Dazu kommt Zahnfleisch, das jetzt nicht mehr blassrosa aussieht und fest am Zahn anliegt, sondern schwammig, geschwollen und stark gerötet ist. Entzündete, schwer abheilende Stellen auf der Mundschleimhaut deuten ebenfalls auf eine Gingivitis hin. Auch bei starkem Mundgeruch sollte untersucht werden, ob eine Entzündung vom Zahnfleisch vorliegt.
Bei fortschreitender Entzündung entstehen tiefe Zahnfleischtaschen, in denen sich Bakterien immer weiter vermehren, da sie durch eigene Massnahmen weder mit der Zahnbürste noch mit einer normalen Mundspüllösung zu beseitigen sind. Letztlich können sich sogar Knochentaschen bilden, die Einbrüche im Kieferknochen herbeiführen. Das zurückgehende Zahnfleisch fällt jetzt besonders durch die immer länger wirkenden Zahnhälse auf und auch die Kronenränder an überkronten Zähnen werden sichtbar. Der optische Gesamteindruck wird durch einen Zahnfleischrückgang stark beeinträchtigt.
Je nach Ursache und Schweregrad gibt es verschiedene Möglichkeiten der Therapie:
Zunächst wird durch den Zahnarzt der Zustand von Zähnen und Zahnfleisch untersucht und dokumentiert. Dabei wird auch die Tiefe der Zahnfleischtaschen vermessen, um den Grad einer Parodontitis festzustellen. Eine professionelle Zahnreinigung ist dann die erste Massnahme, um den jeweils betroffenen Zahn sowie den Zahnhals bis unter den Zahnfleischrand von Zahnstein zu reinigen (Scaling). Das schafft bei tief reichenden Entzündungen die Voraussetzung für eine wirksame lokale Behandlung mit Antibiotika. Sind die Zahnfleischtaschen weniger tief, kann auch eine Zahnfleischbehandlung mit Chlohexamedgel sinnvoll sein.
Um die Ursachen der Entzündungsherde tiefgreifend zu entfernen, gibt es zwei Alternativen. Die Zahnzwischenräume sowie der erkrankte Zahnhals werden durch einen Oralchirurgen bei einer offenen oder geschlossenen Parodontalbehandlung gereinigt: Die entzündete Zahnfleischtasche wird bei dieserS ambulanten Operation chirurgisch entfernt (Kürettage). Entzündetes, geschwollenes Zahnfleisch kann auch mit dem Laser abgetragen werden. Diese Methode ist schonend und verursacht keine Schmerzen.
Spezifisch wirksame Antibiotika gegen aggressive Parodontalkeime unterstützen eine Behandlung während einer Entzündung. Ein im Vorfeld durchgeführter Speicheltest bestimmt die Art der Entzündungsbakterien.
Bei Zahnfleischrezessionen erscheinen die Zähne länger. Da Zahnfleisch nicht nachwächst, kann neues Zahnfleischgewebe nur verpflanzt werden. Das Zahnfleischtransplantat wird dafür aus dem umgebenden, noch gesunden, Gewebe entnommen. Dadurch wird der entstandene Defekt verdeckt und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert.
Eine Entzündung tritt nicht nur am Zahnhals oder am Zahn selbst auf, sondern betrifft auch Implantate. Zurückgehendes Zahnfleisch kann einen Verlust des Implantats nach sich ziehen - eine gezielte Antibiotikabehandlung sowie die gründliche Säuberung der Zahnzwischenräume gehören hier zur notwendigen Zahnfleischbehandlung.
Nicht zu vergessen ist die häusliche Mundhygiene. Der regelmässige Gebrauch von Zahnbürste, Zahnseide und Interdentalbürsten hält die Mundflora im Gleichgewicht. Bakterielle Beläge sollten nach jeder grösseren Mahlzeit weggeputzt werden, um die Keimvermehrung zu stoppen und die Regeneration des Zahnfleischs zu fördern. Darüber hinaus ist auf die ausreichende Zufuhr der Vitamine A und C sowie von Selen zu achten. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten beugt dem Fortschreiten, aber auch der Entstehung, einer entzündlichen Zahnfleischerkrankung vor.
Zahnfleischrückgang hat vielfältige Ursachen sowie weitreichende Konsequenzen bei einer Verschleppung der Erkrankung. Sowohl ästhetische als auch funktionelle Beeinträchtigungen können aber durch eine abgestufte, individuelle Therapie in der Regel behoben werden. Dazu ist eine fachmännische Begutachtung und Behandlung unerlässlich.
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